10 Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt

Die acht Monate, die ich gemeinsam mit meinem damaligen Freund auf einem Europa Roadtrip war, gehören zu den Schönsten in meinem Leben. Momentan gibt es für mich keine inspirierendere Art zu Reisen als einen Roadtrip zu machen, und trotzdem gibt es einige Sachen, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich in unseren Bulli gestiegen bin. Ich erzähle dir 10 Dinge, die dir keiner über einen Roadtrip sagt und warum es sich trotz Dusch Schwierigkeiten und brennender Kocher lohnt, deinen eigenen Roadtrip zu starten.

Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt: Du fährst nicht auf einen anderen Planeten

Als wir auf unseren Roadtrip gefahren sind, waren wir die ersten aus unserem Bekanntenkreis, die so eine große Reise mit dem Auto vorhatten. Dementsprechend haben wir uns mit Lebensmitteln und lebensrettenden Dingen überhäuft und wurden zusätzlich noch von unseren Liebsten eingedeckt, als ob es in Spanien weder Zahnbürsten noch Messer geben würde. Weniger ist mehr! Du fährst nicht auf einen anderen Planeten und selbst wenn du den Platz hättest viel mitzunehmen, heißt es nicht, dass du das auch musst. Niemand braucht verschiedene Messergrößen oder ein Lebensvorrat an ökologisch abbaubaren Spülmitteln. Glaube mir, dass du ganz automatisch aus purer Faulheit so minimalistisch leben wirst wie bisher selten in deinem Leben.

Roadtrip Tipps: Frei stehen oder wild campen mit dem Bulli

Auf unserem Roadtrip durch Frankreich, Spanien und Portugal haben wir sehr selten Campingplätze aufgesucht und die meiste Zeit nach den schönsten Stellplätzen überhaupt gesucht. Das mit dem frei stehen ist so eine Sache und in den meisten Ländern gibt es keine klare Regelung dafür, was legal ist und was nicht, deswegen haben wir uns am Anfang auch kaum getraut zu kochen und uns von Brot und Früchten ernährt, bis wir es nach ein paar Tagen nicht mehr ausgehalten haben. Wir dachten, dass jeder zu uns guckt und uns auf jeden Fall bei der Polizei anschwärzen möchte, aber Gott sei Dank haben die meisten Menschen viel zu sehr mit sich selbst zu tun.

Es ist also total normal, am Anfang ein wenig Panik zu haben, aber die löst sich relativ schnell in Luft auf. Die Kontakte, die wir mit der Polizei hatten, waren immer nett, sehr friedfertig und ohne Strafe. Das einzige mal wo wir aus dem Schlaf geklopft wurden, wurden wir gebeten ein paar Meter weiter zu fahren, weil das was wir für einen Sand Parkplatz gehalten hatten, schon ein Stück Naturschutzgebiet war und zum Strand gehörte. Wir durften dann einfach ein paar Meter weiter auf dem Asphalt Parkplatz schlafen. Frei stehen ist für mich die schönste Art mit dem Bulli unterwegs zu sein und die Angst eine Strafe zu kassieren verschwindet mit der Zeit.

Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt: Frei stehen ist wundervoll aber nur wenn du …

… dich in der Natur zu benehmen weißt. Ich glaube wir hatten nur so wenig Probleme, weil wir einfach nie unsere Sachen haben herumstehen lassen. Vergiss nicht, dass du dich oft mitten in der Natur befindest, was eine große Verantwortung mit sich bringt und dass du auch auf Anwohner achten und hören solltest. Lass auf keinen Fall Müll herumliegen, oder baue ein riesiges Lager vor deiner Bullitür auf. Am aller wichtigsten: wenn dir gesagt wird, dass du weg fahren sollst, fahr weg. Und zwar ohne lange zu diskutieren und ein Bußgeld oder einen Anruf bei der Polizei zu riskieren. Frei stehen funktioniert nur wenn du den Anwohnern ihren Platz lässt und rücksichtsvoll mit der Natur und den Menschen um dich herum umgehst. Grundsätzlich sollte dir bewusst sein, dass du nicht in der Position bist, etwas zu fordern, sondern das annimmst was du bekommst.

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Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt: Es wird kalt

Vor allem falls du in der Nebensaison losfahren solltest. Wir haben im November in Nordfrankreich so gefroren, dass wir innerhalb von 2 Tagen nach Nizza durchgefahren sind und jedes Grad genossen haben, das es wärmer wurde. Aber selbst 15 Grad und Sonne sind plötzlich kalt, wen du den ganzen Tag draußen verbringst. Ich war um nichts dankbarer als um meine dicke kuschelige Bettdecke, zusätzliche Decken, Wollsocken, genug Klamotten, um einen Lagen Look zu kreieren und Decken oder Schals, um die Fenster abzuhängen, durch die in der Nacht die Kälte richtig rein kriecht. Selbst wenn du im Sommer fahren solltest, kann es immer wieder Kälteeinbrüche geben, vor allem, wenn du in den Bergen unterwegs bist.

Roadtrip Tipps: Die Sache mit der nicht vorhandenen Toilette

Sicherlich eine der meist gefragten, aber nicht gestellten Fragen ist: Wie gehst du auf einem Roadtrip eigentlich auf Toilette? Falls du einen Roadtrip machst und vor hast regelmäßig auf Campingplätzen zu übernachten, ist das kein Problem. Wenn du aber frei stehen möchtest, bist du auf öffentliche Toiletten oder eine Schaufel und einen Baum angewiesen, und das ist meiner Meinung nach wirklich kein großes Problem. Öffentliche Toiletten findest du so gut wie in jeder Stadt, du kannst auch einfach in Restaurants und Cafés nachfragen, ob du dort auf Toilette gehen darfst.

Wenn du mitten in der Natur bist, hilft nur die Schaufel und der Baum, bitte denk daran, kein Toilettenpapier liegen zu lassen! Es ist kein Problem sein Toilettenpapier einfach in eine extra Mülltüte zu tun und bei der nächsten Gelegenheit wegzuschmeißen. Ich habe nachdem Roadtrip erfahren, dass es auch Toilettenzelte und ähnliches gibt, aber das wäre mir ehrlich gesagt viel zu aufwendig. Wenn man weit genug in einen Wald hineingeht, ist die Gefahr gesehen zu werden so gering, dass es sich echt nicht lohnt ein Zelt aufzubauen, jedes Mal, wenn man pinkeln muss.

Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt: Romantisch mit der Karte in der Hand durch die Welt fahren

Oder eher sich anbrüllend irgendwo im Nirgendwo im Kreis fahren, weil es inzwischen viel zu wenig Straßenschilder gibt, um den Weg mit einer Karte zu finden. Wir wollten es unbedingt ohne Navi versuchen, haben es in Deutschland gerade so hinbekommen, sind dann aber aller spätestens auf dem Weg von Straßburg nach Nizza gescheitert und haben Google Maps angeschmissen. Bei uns hat die Sache mit dem romantischen Roadtrip mit Karte definitiv nicht geklappt, weil die Ausschilderungen, die du zusätzlich zu der Karte brauchst, einfach kaum noch vorhanden sind. Vor allem im Ausland. Es wird inzwischen einfach davon ausgegangen, dass jeder ein Navi hat, und wenn ich dir nur einen Tipp für deinen Roadtrip mitgeben dürfte, wäre es genug Datenvolumen um Google Maps benutzen zu können.

Roadtrip Tipps: Internet oder auch kein Internet

Du wirst auf deinen Roadtrip kaum Internet haben und es aber vor allem auch nicht groß brauchen. Bevor wir auf unseren Roadtrip gegangen sind, haben wir geguckt, dass wir ein Handy haben, welches einen Vertrag mit einem großen Datenvolumen hat. Wir hatten damals 9 MB zu Verfügung und das hat eigentlich für Google Maps und Kontakt nach Hause vollkommen ausgereicht. Wenn wir mal was arbeiten mussten, haben wir uns einfach in ein Café mit Internet gesetzt und bist du so damit beschäftigt Sonnenuntergänge zu genießen, leckeres Essen zu kochen und das Leben in vollen Zügen zu leben, dass du sowieso kaum an dein Handy, geschweige denn an die Parallelwelt namens Internet denkst.

Dinge die dir keiner über einen Roadtrip sagt: Die Dusche und ich: Eine Liebesgeschichte

Eine der Sachen, die vor allem im Winter schwierig ist, ist es sich auf einem Roadtrip vernünftig duschen zu können. Als Allererstes sei mal gesagt: Denke groß falls du deinen eigenen Bulli ausbauen solltest. Es funktioniert, sich eine eigene Dusche zu bauen, wir haben auf unserem Roadtrip mehrfach Bullis mit eingebauter Dusche gesehen und diese Menschen sehr beneidet.

Wenn du aber keinen Platz haben solltest, so wie wir mit unserem kleinen Opel Vivaro, hilft nur eine Campingdusche, ein mobiler Sack denn du mit Wasser füllen kannst und an dem eine Brause ist, oder eine mittelgroße Schüssel die du mitnimmst und in der du dich waschen kannst. Wir hatten eine Schüssel und das hat relativ gut funktioniert, im Nachhinein hätte ich vielleicht lieber eine Campingdusche gehabt. Wir haben uns also im Alltag an der Schüssel gewaschen, in der du dir auch sehr gut die Haare waschen kannst, und sind natürlich immer wieder ins Meer gesprungen. Bitte denk daran, biologisch abbaubare Seife & Shampoo zu benutzen und dich nicht direkt im Meer oder einem anderen Gewässer zu waschen. Immer mal wieder haben wir bei einem Campingplatz nachgefragt, ob man bei ihnen für ein paar Euro Duschen darf, wenn wir dringend das Bedürfnis nach einer heißen Dusche hatten.

Es ist übrigens das schönste Gefühl der Welt, wenn du einen Monat nur im Meer warst und dich mit kaltem Wasser gewaschen hast, das erste Mal wieder unter einer heißen Dusche zu stehen. Ganz egal ob das nur so ein schwaches lauwarmes Wassergeplätscher auf einem Campingplatz ist. Es kommt dir so vor, als ob es der beste Moment in deinen ganzen Leben wäre.

Es werden Dinge schief gehen

Und zwar ordentlich. Wir hatten von einem brennenden Campingkocher, bis hin zu zwei Wochen Tropensturm in denen wir uns von Crackern, Tütenkartoffelbrei und Tütensuppen ernährt haben, und natürlich auch dem traditionellen Festfahren mit dem Bulli wirklich alles. Ein Roadtrip ist wundervoll und eben genauso aufregend und abenteuerlich, weil du dich in eine vollkommen andere Lebenslage versetzt, in der du plötzlich mit Problemen zu kämpfen hast, die dir in deinem normalen Alltag gar nicht bewusst sind. Wie z.B. plötzliche Kälte, bei der du nicht einfach die Heizung hochdrehen kannst, oder aber es regnet zwei Wochen durch und du musst trotzdem raus und durch den Sturm, um auf Toilette gehen zu können. Aber soll ich dir mal etwas Wundervolles sagen?

Du wirst die Probleme meistern und enorm daran wachsen

Durch unseren Roadtrip bin ich so problemlösungsorientiert geworden, wie ich es nie von mir erwartet hätte. Früher ist ein Problem vor mir aufgetaucht und ich bin gleich mal schreiend 10 Meter zurückgesprungen und habe mich in meinem Bett verkrochen. Heute denke ich“ Ach so da ist ein Problem?“ Na dann versuche ich eben einen Weg links an dem Problem vorbei zu finden oder ich hüpfe einfach drüber weg und wenn wirklich gar nichts mehr geht, grabe ich mich unter durch. Es sind einfach jeden Tag neue Situationen aufgetaucht, in denen von mir gefordert wurde jetzt etwas zu entscheiden oder ein Problem zu lösen, und jetzt mal ganz ehrlich, Problem sind dazu da um gelöst zu werden! Wie langweilig wäre da Leben, wenn es uns ab und zu nicht einmal fordern würde, und ich kann dir versprechen, dass ein Roadtrip dass auf eine ganz wundervolle Art und Weise tun wird.

Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Bulli auszubauen und wieder auf den Straßen der Welt unterwegs zu sein. Hast du schon mal einen Roadtrip gemacht, oder wo würde dein Traumroadtrip hingehen? Und am Wichtigsten: Was ist etwas, was du vor deinem Roadtrip gerne gewusst hättest?

Ich würde mich sehr über ein Foto von deinem Roadtrip auf Instagram freuen! Einfach meinen Community Hashtag #mutigeangsthasen benutzen und dich von anderen Reisenden inspirieren lassen!

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Luise Kenner ist Gründerin & Reisebloggerin von "Falubeli – dem Reiseblog für mutige Angsthasen", der Blog, auf dem du gerade diesen Artikel liest. Sie unterstützt dich dabei deine Traumreise zu verwirklichen, hilft dir diese zu planen, gibt einfache & praktische Tipps zum Reisen und zeigt dir ihre liebsten Reiseziele und Unterkünfte mit Wohlfühlgarantie. Wenn Luise entspannt reisen kann, kannst du es auch!

4 Comments

  • Dieter Wagner

    Liebe Luise

    Dein Bericht hat mich sehr angesprochen und in einigen Punkten kann ich dir absolut nur zustimmen.
    Aber zum Reisen mit Karte muss ich schon schon noch etwas anmerken:

    “Romantisch mit der Karte in der Hand durch die Welt fahren”. Das hat glaub noch nie einfach nur so funktioniert. Fast jede Beziehung wurde da auf die Probe gestellt.

    Meine Partnerin und ich sind seit 16 Jahren immer wieder zusammen im Bus unterwegs. Und da nur ich fahren kann, war es für uns als Paar sehr wichtig, dass sie die Navigation übernommen hat und nicht nur passiv daneben sass. Das hat uns zusammengeschweisst trotz etlicher Reibereien.

    Auch “früher” gab es gefühlt nicht mehr Wegweiser, und ausgeschildert waren und sind auch heute meist nur die grösseren Städte. Das Geheimnis ist gutes Kartenmaterial. Das ist unumgänglich, wenn man quer durch Frankreich reisen und irgendwo frei stehen will, und das ganze ohne Park-4-Night.

    Im Gegenteil; in Frankreich funktioniert es ausserordentlich gut, den jede noch so kleine Nebenstrasse hat eine Nummerierung welche in den Strassenkarten bezeichnet ist und an Marksteinen und Wegweisern abgelesen werden können. Die Michelin-Regionalkarten sind da unerlässlich; 21 Karten gesamt. Mit jeder Reise ist darum unsere Sammlung darum Jahr für Jahr angewachsen.

    Okay, mittlerweile sind die ersten Karten veraltet und wurden schon x-fach mit Klebestreifen vor dem Zerfall gerettet. Da aber darin jede Reise farbig markiert und die Stellplätze nummeriert sind, wissen wir genau wo wir schon waren, wo wir nochmals hin wollen und welche Gegend wir grossräumig umfahren wollen. Vor allem aber sind sie voller Erinnerungen, welche wir nicht missen wollen, und auf dem Tisch ausbreiten können.

    Versteh mich bitte nicht falsch, auch wir sind mittlerweile immer mal wieder mit dem Navy unterwegs.
    Vor allem um rasch und zielgerichtet aus einer grösseren Stadt rauszukommen, ist es absolut super.
    Denn rein ins Centre geht immer ganz leicht. Aber raus? im Feierabendverkehr? mit Strassenkarten?
    Nein, auch wir tun uns das nicht mehr an.

    Warum dann dieses Plädoyer für die Karte? Wegen der Nostalgie? Nein, es geht um die Art des Reisens.

    Wird die Route immer nachgetragen, weiss man jederzeit, wo man gerade ist und in wohin es gehen soll.
    Es entsteht ein Bezug zur Landschaft und zur Zeit welche gebraucht wird, um eine Distanz zurück zu legen.
    Beim Navy verlieren wir rasch die Orientierung und fühlen uns wie Reisende der Nacht. Wir kommen zwar an, aber wir wissen gar nicht genau wie wir dahin gekommen sind.

    Aber das ist sehr schade. Denn gerade Frankreich bietet sich für Roadtrips geradezu an und es gibt am Wegesrand so viel zu entdecken; kulturell wie kulinarisch.

    Versuch es doch noch einmal: Du wirst sehen es ist nicht immer besser, aber man reist bewusster.

    Herzliche Grüsse aus Zürich/CH

    Dieter & Mona mit Hündin Palaka

    • Hallo Dieter,

      vielen Dank für deinen Kommentar und dieses hervorragende Plädoyer für die gute alte Landkarte! 😀 Ich finde es ganz wunderbar, wie ihr mit Landkarten unterwegs seit und auch eure Lieblingsorte zu vermerken ist eine super Idee! Ich werde mir deinen Tipp mit den Michelin-Regionalkarten mal anschauen und bei meiner nächsten Reise im Auto dem ganzen vielleicht noch mal eine Chance geben 😉

      Danke für die Inspiration!
      Liebe Grüße
      Luise

  • Vielen Dank, Luise, für den inspirierenden Beitrag. Mein Freund und ich möchten i Sommer einen VW Bulli mieten und damit nach Skandinavien fahren. In Schweden kann man zum Beispiel frei campen und zelten. Da es unser erster Urlaub mit dem Bulli sein wird, würden wir uns lieber den Stress mit dem freien Camping sparen, und Länder vermeiden, in denen es keine klare Reglung gibt.

    • Hallo Anja,

      Vielen Dank für deinen Kommentar! Wie schön, dass du aus dem Artikel etwas für dich mitnehmen konntest, ich wünsche euch beiden eine wunderbare und atemberaubende Zeit!

      Liebe Grüße
      Luise

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